Die Überschwemmung des Nils ist ein Feiertag, der jedes Jahr gefeiert wird. Die Ägypter feiern zwei Wochen lang, beginnend am 15. August. Diese Zeit der kulturellen Feierlichkeiten ist als Wafaa-El-Nil bekannt. Mit diesem Feiertag beziehungsweise der ganzen Periode wird die Bedeutung des Nils für die Kultur, die Wirtschaft und die sozialen Aktivitäten Ägyptens gewürdigt. Die Menschen erkennen an, dass ihre reiche Geschichte, ihre Kultur und ihr wirtschaftlicher Wohlstand auf die Überschwemmungen des Flusses zurückzuführen sind. Die englische Übersetzung von Wafaa-El-Nil lautet “Fidelity of the Nile” (Treue des Nils), ein Ausdruck, der darauf hinweist, dass die Ägypter das jährliche Ereignis als eine Konstante betrachten und ihrem Nil vertrauen.
Der Nil gehört zu den kleinsten Flüssen der Welt, gemessen an der Wassermenge, die jedes Jahr durch ihn fließt. Er ist etwa 6 650 km lang und fließt durch elf afrikanische Länder: Tansania, Uganda, Ruanda, Burundi, die D.R.C., Kenia, Äthiopien, Eritrea, Südsudan, die Republik Sudan und Ägypten. Der Nil ist die Hauptwasserquelle Ägyptens, des Sudans und des Südsudans. Er dient der Landwirtschaft und der Fischerei.
Die Überschwemmung des Nils wird in Ägypten seit Tausenden von Jahren gefeiert. Es ist eigentlich ein Ereignis, das sogar noch länger zurückliegt. Noch bevor es Ägypten überhaupt gab, trat der Nil über die Ufer. Als Ägypten gegründet wurde, schrieben die Bürger das plötzliche Ansteigen des Flusses ihren Göttern zu. Sie glaubten, dass der Nil jedes Jahr überflutet wurde, weil Isis um ihren Mann Osiris weinte, nachdem er von Set getötet worden war. Der Fluss flutete wegen der Tränen, die sie vergoss, als sie versuchte, den Körper ihres Mannes wieder zusammenzuführen.
Der eigentliche Grund, warum die Überschwemmungen so geschätzt wurden, war, dass der überschwemmte Fluss schwarzen Schlick hinterließ, wenn der Wasserstand wieder normal war. Dieser schwarze Schlamm war reich an Mineralien und Vitaminen, so dass die darin gepflanzten Pflanzen gut gedeihen konnten. Die Überschwemmungen des Flusses ermöglichten es den Ägyptern, in der Wüste erfolgreiche Feldfrüchte anzubauen. Dieses Überschwemmungsgebiet macht nur 3 % der Fläche Ägyptens aus und ist sehr fruchtbar. Es war eine allgemeine Regel, dass der Wohlstand eines Jahres davon abhing, wie viel Schlamm die Überschwemmungen hinterließen. Wenn die Überschwemmungen den Pegel nicht so stark ansteigen ließen, kam es in dem betreffenden Jahr zu einer Hungersnot, konnten die Menschen nichts anbauen, es hing davon ab, wie hoch der Fluss gestiegen war. In guten Jahren wurde Getreide für den Fall einer Dürre gelagert.
Kann man die Überschwemmung des Nils beobachten?
Die alten Ägypter feierten die Überschwemmung des Nils, indem sie bunt geschmückte Boote zum Fluss brachten. Die Menschen segelten, sangen und priesen ihre Götter für die Gaben des Flusses. In der heutigen Zeit feiern die Menschen immer noch auf diese Weise, aber es ist eher ein Tribut an die Vergangenheit und die Kultur. Wenn ihr wirklich die Überschwemmung sprichwörtlich beobachten wollte, ist das möglich: Einmal im Jahr, zwischen Juli und Oktober, überschwemmt der Fluss das Niltal und das Delta. Während dieser Zeit wird eine Schlammschicht abgelagert, die den Bauern einen fruchtbaren Boden beschert. Wann genau dies passiert, ist jedoch ungewiss.
In der Zwischenzeit könnt ihr euch ein Boot mieten, mit der Fähre fahren oder an einer der vielen Feierlichkeiten teilnehmen, die bereits stattfinden. Virtuelle Touren sind ebenfalls verfügbar. Aber vermeidet es, im Nil zu schwimmen, besonders in den Kanälen oder nah am Ufer, dort riskiert ihr nämlich bakterielle Infektionen oder andere Erkrankungen. Haltet euch am Besten an die lokalen Anweisungen. Im Nil finden sich übrigens Flusspferde, Krokodile und viele andere gefährlich oder auch nicht gefährliche Tiere.