Wir haben schon viele interessante und kuriose Feiertage in diesem Podcast besprochen, aber dieser gehört definitiv ganz nach oben in die „Wieso?“-Liste. Heute ist nämlich der Tag der scharfen Saucen. An diesem Datum feiern die USA den sogenannten „National Hot Sauce Day“.
Wer diesen Tag ins Leben gerufen hat und wieso, ist leider nicht mehr nachvollziehbar. Es gibt zwar eine offizielle Webseite, aber die Informationen sind spärlich. Nur das Jahr der Gründung ist bekannt, 2013. Doch das hält Saucen-Freunde nicht davon ab, diesen Tag ordentlich zu zelebrieren. Auf Online-Kanälen und Social Media wird heftig diskutiert, Rezepte werden geteilt und auch renommierte Hersteller, wie der US-amerikanische Saucen-Hersteller Tabanero, nutzen den Tag für Werbezwecke. Es gibt sogar die Theorie, dass Tabanero hinter diesem Feiertag steckt. Das wäre doch aber was, aus einer Marketingstrategie einen national bekannten Tag zu machen.
Scharfes Essen gilt als gesund und ist ein Heilmittel in vielen verschiedenen Kulturen.
Bei einer Erkältung sorgen scharf gewürzte Suppen für eine besser durchblutete Nasenschleimhaut, auf gut Deutsch, sie machen die Nase frei. Auch die Bronchen reagieren auf ähnliche Weise: Abhusten wird einfacher. Aber dabei bleibt es nicht. Scharfes Essen regt Appetit, Kreislauf und Durchblutung an, wirkt gegen Verdauungsschwäche und Blähungen, hilft gegen Verspannungen und Muskelschmerzen und ist außerdem antibakteriell. Der regelmäßige Verzehr kann Entzündungen im Darm vorbeugen und dadurch Schäden am Magen-Darm-Trakt wie etwa Geschwüre abwehren. Aus diesem Grund gilt es auch als „Geheimtipp“ in vielen Ländern, vor allem in den heißen Gegenden rund um den Äquator. Aber auch wenn es kalt ist, sind scharfe Speisen eine Wohltat. Der regelmäßige Verzehr von scharfen Lebensmitteln kann den Stoffwechsel ankurbeln, indem er die Herzfrequenz erhöht und den Körper erwärmt. Und da kommen wir auch schon zu den Risiken und Nebenwirkungen. Wer einen empfindlichen Magen oder Darm hat, lässt am besten die Finger von besonders scharf gewürzten Speisen. Sie können die Magen- und Darmschleimhäute reizen. Die Folgen: Magenschmerzen oder Durchfall. Und auch kleine Kinder sollten nicht scharf essen.
Wisst ihr, wie Schärfe überhaupt gemessen wird? Den Schärfegrad messen Forscher in der Einheit Scoville. Die Skala reicht von 0, gar nicht scharf, bis zu mehreren Millionen, was kaum noch zu ertragen ist. Tabasco-Soße hat einen Scoville-Wert von etwa 2500. Jalapenos schaffen es auf 8000 Scoville. Die indonesische Sambal-Oelek-Paste erreicht einen Scoville-Wert von bis zu 10.000. Die Chilisorte Cayenne schafft es auf bis zu 50.000 Skoville. Aus den getrockneten Schoten wird der bekannte Cayenne-Pfeffer gewonnen. Die Habaneros gehören zu den schärfsten Chilis der Welt. Mit 100.000 bis 300.000 Scoville gehören sie definitiv zur oberen Kategorie der schmerzhaft scharfen Gewürze. Die schärfste Habanero-Sorte ist übrigens die „Bhut Jolokia“. Sie erreicht eine Millionen Scoville. Das schärfste Gewürz der Welt ist laut Guinness-Buch der Rekorde „Blair’s 16 Million Reserve“. Es ist aber kein Gewürz, das in der Natur vorkommt. Es besteht aus puren Capsaicin-Kristallen. Wie der Name schon sagt, kommt das Pulver auf 16 Millionen Scoville.
Ich frage mich manchmal, wie Menschen freiwillig so scharfe Produkte essen können. Es ist ein chemischer und biologischer Prozess – und natürlich auch eine Frage der Gewöhnung – aber trotzdem, ich kann nicht scharf essen. Und ihr?
Anlässlich des Tages werde ich mir auch ein bisschen scharfe Sauce gönnen. Übrigens landet für die Deutschen eine angenehme Schärfe seltener durch Chili und Paprika, sondern viel eher durch Senf auf den Teller. Gegen den akuten Zungenbrand nach dem Verzehr von scharfen Lebensmitteln hilft kein Wasser zum Löschen. Es verteilt die Schärfe nur im Mund und intensiviert das Gefühl. Milch ist besser, denn in deren Fett löst sich das Capsaicin. Eine Brotscheibe oder auch Joghurt kann auch helfen. Also dann, guten Hunger!