#126 Tag der Gleichberechtigung

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#126 Tag der Gleichberechtigung
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Heute ist der 26. August – der Women’s Equality Day in den USA. An diesem Tag feiern die Amerikanerinnen und Amerikaner einen wichtigen Erfolg für die Rechte der Frauen: Im Jahr 1920 bekamen Frauen in den USA das Wahlrecht – ein großer Schritt für die Gleichberechtigung. Auch in anderen Ländern gibt es Tage, die die Rechte der Frauen feiern oder daran erinnern. Zum Beispiel ist der Internationale Frauentag am 8. März weltweit bekannt. In Deutschland wird dieser Tag seit vielen Jahren gefeiert und er nutzt sich, um auf die Gleichberechtigung von Frauen und Männern aufmerksam zu machen. Aber dazu kommen wir später. In dieser Folge sprechen wir über die Geschichte des Women’s Equality Day, warum Gleichberechtigung heute noch wichtig ist und welche Herausforderungen es noch gibt. Bleib dabei und lerne Deutsch mit spannenden Themen!

Der Tag der Gleichberechtigung der Frau, der jedes Jahr am 26. August begangen wird, erinnert an die Einführung des Frauenwahlrechts in den USA und an die Hürden, die von den heldenhaften Frauen überwunden wurden, die Gewalt und Diskriminierung ausgesetzt waren, um die Frauenbewegung voranzubringen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen amerikanische Frauen, die in der Regel kein Eigentum erben konnten und in allen verfügbaren Berufen nur die Hälfte des Lohns eines Mannes verdienten, sich zu organisieren, um politische Rechte und Vertretung zu fordern. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten mehrere Länder, darunter Finnland, Neuseeland und das Vereinigte Königreich, das Wahlrecht für Frauen legalisiert, während die Bewegung weiterhin die Welt erfasste. In den USA wurde der 19. Zusatzartikel zur Verfassung erstmals 1878 eingebracht, fand jedoch keine Zustimmung. Erst als durch das Engagement der Frauen im Ersten Weltkrieg ihr Beitrag deutlich wurde, fand das Frauenwahlrecht endlich genügend Unterstützung. Frauenrechtsgruppen wiesen auf die Heuchelei hin, in Europa für Demokratie zu kämpfen, während sie gleichzeitig der Hälfte der amerikanischen Bürger zu Hause verwehrt wurde. Da eine Verfassungsänderung die Zustimmung von zwei Dritteln der Bundesstaaten erfordert, mussten 36 von ihnen den 19. Zusatzartikel ratifizieren, bevor er verabschiedet werden konnte. Die entscheidende Stimme in der Legislative von Tennessee kam von Harry T. Burn, einem jungen Abgeordneten, dessen Mutter ihn gebeten hatte, den Zusatzartikel zu unterstützen, was ausschlaggebend für seine Entscheidung war (die er in letzter Minute änderte). Frauen haben ihren Kampf für Gleichberechtigung noch nicht beendet. Auch heute noch beeinträchtigt das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen die wirtschaftliche Macht der Frauen, und geschlechtsspezifische Diskriminierung ist nach wie vor an Arbeitsplätzen und in Geschäftsbeziehungen weit verbreitet. Um uns an die Kämpfe der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erinnern, hat der Kongress 1971 den 26. August zum Tag der Gleichberechtigung der Frauen erklärt.

Das Thema Gleichberechtigung ist sehr heikel, denn es spielen viele Emotionen mit, von Frauen und Männern gleichermaßen.

Wie war die Entwicklung in Deutschland?

Die Frauenbewegung in Deutschland begann im 19. Jahrhundert. Damals hatten Frauen kaum Rechte – sie durften zum Beispiel nicht wählen und hatten wenig Möglichkeiten, eine eigene Ausbildung oder einen Beruf zu machen. Die ersten Frauen setzten sich dafür ein, dass Frauen mehr Freiheit und Rechte bekommen. Sie kämpften für Bildung, das Wahlrecht und gleiche Bezahlung. Ein wichtiger Meilenstein war das Jahr 1918, nach dem Ersten Weltkrieg. Damals durften Frauen in Deutschland zum ersten Mal wählen und gewählt werden.

In den 1960er und 1970er Jahren gab es eine neue Welle der Frauenbewegung, die oft als „zweite Frauenbewegung“ bezeichnet wird. Frauen forderten Gleichberechtigung im Beruf, das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper und gegen Gewalt an Frauen.

Offiziell wurde in der DDR viel für die Gleichberechtigung der Frauen getan. Frauen durften arbeiten, hatten Zugang zu Bildung und viele waren berufstätig. Viele Frauen in der DDR hatten also Beruf und Familie gleichzeitig – das nannte man oft „doppelte Belastung“. Die Regierung förderte das, zum Beispiel durch kostenlose Kindergärten und Schulen. Nach der Wiedervereinigung 1990 veränderte sich vieles sehr schnell. Viele der sozialen Angebote aus der DDR, wie kostenlose Kinderbetreuung oder Unterstützung im Alltag, gab es im Westen nicht oder nur begrenzt. Das machte das Leben für viele Frauen schwieriger. Zudem gab es neue Herausforderungen: Viele Frauen verloren ihre Arbeitsplätze, weil sich die Wirtschaft veränderte. Die Erwartungen an Frauen änderten sich, und nicht alle Frauen fühlten sich gut unterstützt.

Und wie ist es heute?

Obwohl Frauen jetzt offiziell die gleichen Rechte hatten, müssen sie oft weiterhin die doppelte Belastung tragen. Das heißt: Sie arbeiteten oft außerhalb des Hauses, haben also die gleichen Herausforderungen wie Männer im Alltag und Beruf. Aber zu Hause haben sie ebenfalls die Rolle der traditionellen Frau, sprich sie tragen die Verantwortung für den Haushalt und die Familie. Und das alles bei oft niedrigerem Lohn trotz gleicher Lebenskosten. Die Erwartungen an Frauen sind hoch: Sie sollen im Beruf erfolgreich sein, aber nicht zu erfolgreich! Sie sollen sich um die Familie kümmern und dabei gesellschaftlichen Schönheits- und Rollenbildern entsprechen. Aber zu schön und selbstsicher sollen sie auch nicht sein. Schwierig…Kein Wunder, dass dieses Thema die Menschen spaltet.

Viele Menschen glauben heute, die Frauenbewegung sei abgeschlossen oder überflüssig – schließlich gibt es Gesetze, die Gleichstellung garantieren, und immer wieder sieht man erfolgreiche Frauen in Politik, Medien oder Wirtschaft. Doch dieser Eindruck täuscht. Rechtliche Gleichheit bedeutet nicht automatisch gesellschaftliche Gerechtigkeit. Viele strukturelle Probleme – etwa ungleiche Bezahlung, die unfaire Verteilung von Care-Arbeit oder die geringe Repräsentation von Frauen in Führungspositionen – bestehen weiter. Diese Missstände sind oft unsichtbar für diejenigen, die nicht direkt betroffen sind. Hinzu kommt, dass feministische Forderungen in der Öffentlichkeit häufig verzerrt oder ins Lächerliche gezogen werden – durch Klischees über “nervige Emanzen” oder angebliche Männerfeindlichkeit. Solche Darstellungen lenken vom eigentlichen Anliegen ab: dem Wunsch nach echter Gleichberechtigung für alle. Gleichzeitig erleben viele Frauen eine Art Doppelbelastung: Sie kämpfen im Berufsleben mit den gleichen Herausforderungen wie Männer – und tragen zu Hause weiterhin die Hauptverantwortung für Haushalt, Kinder oder Pflege. Wer das anspricht, wird oft belächelt oder muss sich rechtfertigen. Dabei geht es nicht um ein Gegeneinander, sondern um ein faires Miteinander.

Die Frauenbewegung ist nicht abgeschlossen – sie ist nur anders geworden. Doch solange Gleichberechtigung auf dem Papier mehr zählt als im Leben, ist sie nötiger denn je.

Ich freue mich auf eine respektvolle Diskussion in den Kommentaren und hoffe, ihr habt etwas Neues gelernt und euer Deutsch vorangebracht! Bis zum nächsten Mal!

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