Stell dir vor, du liest ein Buch, das dein Leben verändern könnte – aber es ist in einer Sprache geschrieben, die du nicht verstehst. Oder du möchtest einem Freund aus einem anderen Land etwas Wichtiges sagen, findest aber nicht die richtigen Worte. Ohne Übersetzungen wäre unsere Welt viel kleiner – und viel stiller. Übersetzungen öffnen Türen: zu neuen Kulturen, zu fremden Gedanken, zu anderen Menschen. Ob Literatur, Filme, Nachrichten oder internationale Politik – nichts davon funktioniert ohne Sprache. Und Sprache funktioniert nicht ohne Übersetzen. Deshalb feiern wir jedes Jahr am 30. September den Internationalen Tag der Übersetzung. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Tag – und warum ist er gerade heute so wichtig? Das lernen wir heute – zusammen mit wichtigen Vokabeln aus dem Bereich Sprache und Literatur.
Schon seit Menschen in verschiedenen Sprachen sprechen, gibt es Übersetzungen. Bereits im Alten Ägypten und im antiken Griechenland waren Übersetzungen sehr wichtig. In vielen alten Reichen lebten Menschen mit unterschiedlichen Muttersprachen. Damit alle einander verstehen konnten, brauchte man Dolmetscher/innen und schriftliche Übersetzungen.
Ein berühmtes Beispiel ist die Septuaginta – die griechische Übersetzung der hebräischen Bibel. Sie entstand im 3. Jahrhundert vor Christus in Alexandria. Diese Übersetzung war ein großer Schritt, denn sie machte religiöse Texte für viele neue Menschen zugänglich.
Im Mittelalter wurden viele griechische, lateinische und arabische Schriften in Klöstern übersetzt – oft von Mönchen. Sie übersetzten Texte über Medizin, Philosophie oder Naturwissenschaften. So konnten Wissen und Ideen von einer Kultur zur nächsten weitergegeben werden. Besonders im Mittelalter spielten Übersetzer eine wichtige Rolle beim Erhalt von Wissen. Wenn die alten Texte aus der Antike im Mittelalter nicht übersetzt worden wären, hätte sich unsere Welt ganz anders entwickelt. Viele wichtige Schriften aus Griechenland, Rom oder der arabischen Welt enthielten Wissen über Medizin, Mathematik, Astronomie, Philosophie oder Politik. Ohne Übersetzungen wären diese Ideen verloren gegangen – oder erst viel später wiederentdeckt worden. Zum Beispiel: Ohne die Übersetzung der Schriften von Aristoteles, Galen oder Ptolemäus hätten europäische Wissenschaftler im Mittelalter und in der Renaissance nicht auf diesem Wissen aufbauen können. Viele moderne Ideen in Physik, Biologie oder Logik wären vielleicht gar nicht entstanden – oder erst Jahrhunderte später. Außerdem hätten Kulturen weniger voneinander gelernt. Der Austausch zwischen der arabischen, griechischen und lateinischen Welt war nur durch Übersetzungen möglich.
Mit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert wurden Übersetzungen noch bedeutender. Bücher konnten schneller verbreitet werden, und viele Menschen wollten Texte in ihrer eigenen Sprache lesen. Nach dem Mittelalter gewann das Übersetzen weiter an Bedeutung – besonders in der Zeit der Renaissance. Die Menschen begannen, sich wieder intensiv für die Antike zu interessieren. Viele alte Texte wurden erneut entdeckt, ins Lateinische oder in die Landessprachen übersetzt und verbreitet. Dadurch entstand ein riesiger Wissensschub in Europa.
Im 16. und 17. Jahrhundert – zur Zeit der Reformation und der wissenschaftlichen Revolution – spielten Übersetzungen eine zentrale Rolle. Martin Luther übersetzte zum Beispiel die Bibel ins Deutsche, damit sie auch einfache Leute lesen konnten. Das war ein großer Schritt für Bildung und Glaubensfreiheit. Später, in der Aufklärung, halfen Übersetzungen dabei, neue Ideen über Menschenrechte, Freiheit und Demokratie über Grenzen hinweg zu verbreiten. Bücher von Autoren wie Voltaire oder Rousseau wurden in viele Sprachen übersetzt und haben ganze Gesellschaften beeinflusst.
Im 19. und 20. Jahrhundert wuchs der internationale Austausch rasant: Durch Kolonialismus, Globalisierung und später das Internet wurden Übersetzungen in Politik, Handel, Literatur und Wissenschaft noch wichtiger. Heute ermöglichen Übersetzer/innen, dass wir in einer vernetzten Welt leben können – trotz unterschiedlicher Sprachen.
Heute ist Übersetzen eine eigene Wissenschaft. Es gibt viele Fachgebiete – Literaturübersetzung, Technik, Jura, Medizin oder simultanes Dolmetschen bei internationalen Konferenzen. Übersetzer/innen helfen dabei, unsere Welt miteinander zu verbinden – über Sprachgrenzen hinweg.
Abgesehen von religiösen Texten sind viele Bücher weltweit sehr oft übersetzt worden. Eines der meistübersetzten Bücher ist zum Beispiel „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Dieses Buch wurde in über 300 Sprachen und Dialekte übertragen und berührt Leser aller Altersgruppen mit seiner einfachen, aber tiefen Geschichte.
Auch „Harry Potter“ von J.K. Rowling gehört zu den Büchern mit vielen Übersetzungen. Die Geschichten um den jungen Zauberer wurden in mehr als 80 Sprachen übersetzt und begeistern Kinder und Erwachsene auf der ganzen Welt.
Ein weiteres Beispiel ist „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll, das ebenfalls in viele Sprachen übersetzt wurde. Es gilt als ein Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur und fasziniert durch seine Fantasie und Wortspiele.
Übersetzung ist heute ein großer und wichtiger Wirtschaftszweig weltweit. Unternehmen bieten so ihre Produkte, Webseiten, Verträge und Werbekampagnen in viele verschiedene Sprachen an und können neue Märkte erschließen und Kunden auf der ganzen Welt erreichen. Auch im technischen Bereich sind Übersetzungen unverzichtbar – zum Beispiel für Bedienungsanleitungen, Software oder medizinische Dokumente. Fachübersetzer/innen sorgen dafür, dass alle Informationen korrekt und verständlich übertragen werden. Der Bereich Dolmetschen ist ebenfalls ein wichtiger Teil der Sprachdienstleistungen, besonders bei internationalen Konferenzen, Messen oder Gerichtsterminen. Insgesamt arbeiten heute Millionen von Menschen in der Übersetzungsdienstleistung oder in Sprachdienstleistungsfirmen. Die Branche wächst ständig, besonders durch die Globalisierung und das Internet.
In den letzten Jahren haben sich viele Übersetzungsprogramme und Künstliche Intelligenz stark verbessert. Sie können Texte schnell und automatisch übersetzen. Das ist praktisch und spart Zeit – vor allem bei einfachen oder kurzen Texten. Aber: Übersetzen ist mehr als nur Wörter austauschen. Gute Übersetzende kennen die Kultur, den Kontext und den richtigen Tonfall. Sie verstehen Wortspiele, Emotionen und spezielle Fachbegriffe, die Maschinen oft nicht richtig erfassen können. Deshalb wird diese Arbeit auch in Zukunft sehr wichtig bleiben. KI kann die Tätigen unterstützen, aber komplett ersetzen wird sie sie wohl nicht. Besonders bei literarischen Texten, Verträgen oder kreativen Inhalten braucht man Menschen, die sorgfältig und genau arbeiten. Viele Experten/innen glauben, dass KI und Menschen zusammenarbeiten werden – so kann man das Beste aus beiden Welten nutzen.
Was ist deine Meinung? Denkst du, dass AI besser ist als der Mensch in diesem Berufsfeld?
Danke, dass du heute mehr über das spannende Thema Übersetzung und neue Technologien gelernt hast! Sprache verbindet uns – egal ob Mensch oder Maschine. Bleib offen für Neues, neugierig und mutig beim Lernen. Bis zum nächsten Mal!
