Kennst du das Gefühl, wenn dir einfach alles egal ist? Wenn du denkst: „Ach, hab ich alles schon gesehen…“ Dann bist du vielleicht – blasé. Heute, am 25. November, ist der Tag des Blasé-Seins – ein Tag, an dem man offiziell gelangweilt, unbeeindruckt oder einfach über allem stehen darf. Aber was bedeutet dieses Wort eigentlich genau? Und warum benutzen wir im Deutschen ein französisches Wort, um dieses Gefühl zu beschreiben?
Darüber sprechen wir heute – mit einem kleinen Blick auf Sprache, Geschichte und natürlich: ein bisschen Lebensgefühl. Und wenn du denkst, dass dieses Thema mit Deutschlernen nichts zu tun hat, hör bis zum Ende und du wirst deine Meinung bestimmt ändern.
Das Wort „blasé“ kommt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie „übersättigt“, „gelangweilt“ oder „nichts kann mich mehr beeindrucken“.
Im Deutschen wird es ähnlich verwendet, vor allem für Menschen, die schon zu viel erlebt haben oder einfach zu cool sind, um sich zu freuen.
Zum Beispiel: „Er tut so blasé – als wäre alles unter seinem Niveau.“
Oder: „Sie hat schon so viele Konzerte gesehen, sie ist völlig blasé.“ Dass das Wort blasé französisch ist, ist kein Zufall. Die französische Sprache hat seit Jahrhunderten großen Einfluss auf das Deutsche – besonders im 17. und 18. Jahrhundert.
Damals war Französisch die Sprache des Adels, der Mode und der Bildung.
Wer elegant wirken wollte, sprach französisch oder benutzte französische Wörter. Viele dieser Wörter benutzen wir noch heute, oft ohne zu merken, dass sie gar nicht „typisch deutsch“ sind: das Büro (frz. bureau), das Portemonnaie, die Bluse, das Café, die Etage oder die Frisur. Sogar unser Wort „Chef“ kommt aus dem Französischen (le chef = der Leiter, der Kopf). Und „Blasé“ gehört eben auch zu diesen sprachlichen Gästen, die geblieben sind – charmant, ein bisschen schick, ein bisschen fremd.
Blasé sein bedeutet also mehr als nur gelangweilt. Ein blasé Mensch ist jemand, der schon alles kennt und sich nicht mehr überraschen lässt. Er sieht die Welt, aber nichts beeindruckt ihn mehr. Das ist doch eigentlich traurig, oder? In der heutigen Zeit trifft das Gefühl erstaunlich oft zu: Wir sehen jeden Tag hunderte Bilder, Nachrichten, Trends, Videos.
Da kann man leicht ein bisschen „übersättigt“ werden – zu viele Eindrücke, zu wenig echte Begeisterung. Vielleicht brauchen wir diesen „Tag des Blasé-Seins“ also gar nicht zum Feiern, sondern zum Nachdenken: Was begeistert mich eigentlich noch wirklich?
Wann war das letzte Mal, dass ich etwas mit echtem Staunen erlebt habe?
Ich bin beruflich oft in verschiedenen Ländern unterwegs und auch ich erkenne, dass ich immer weniger zu beeindrucken bin. Das finde ich ein bisschen besorgniserregend, deswegen möchte ich versuchen, mich über kleine oder bereits bekannte Dinge zu freuen.
Zurück zur Anwendung im Deutschen. Denn das Lustige ist: Wenn man im Deutschen blasé sagt, klingt das oft ein bisschen ironisch – fast wie ein kleines Augenzwinkern.
„Oh, du bist heute wieder so blasé!“ heißt dann meistens:
„Du tust so cool, aber eigentlich bist du einfach zu faul, dich zu freuen.“
Deswegen müsst ihr, wie bei vielen Ausdrücken in einer fremden Sprache, sehr vorsichtig sein, um nicht sarkastisch oder fies zu klingen. Übrigens: Aus dem französischen Wort „blasé“ hat sich im Deutschen auch das Adjektiv „blasiert“ entwickelt. Wenn jemand blasiert wirkt, dann tut er so, als wäre er etwas Besseres, als hätte er schon alles gesehen und versteht die Welt sowieso besser als alle anderen. Man sagt zum Beispiel:
„Er hat so eine blasiert-arrogante Art.“
Oder: „Sie wirkt ziemlich blasiert, aber eigentlich ist sie nur schüchtern.“
Das Wort klingt im Deutschen oft negativer als im Französischen.
Während blasé im Französischen eher „übersättigt“ oder „weltmüde“ bedeutet, hat blasiert im Deutschen die Bedeutung von eingebildet, überheblich oder zu cool für alles bekommen. Ein schönes Beispiel dafür, wie ein Wort beim Sprachwechsel nicht nur seine Form, sondern auch seine Bedeutung und Stimmung verändert.
Also – wenn du heute das Gefühl hast, dass dich nichts begeistert: Mach dir keine Sorgen. Es ist der perfekte Tag dafür – der Tag des Blasé-Seins. Aber vielleicht hilft es ja, mal kurz abzuschalten, frische Luft zu holen oder einfach ein neues deutsches Wort zu lernen. Denn Sprachen erinnern uns daran, dass die Welt nie langweilig ist – wenn man genau hinschaut. Danke, dass du heute dabei warst!
Bleib interessiert, offen – und nur ein kleines bisschen blasé. Bis zum nächsten Mal – und bleib neugierig!
