Es ist Dezember, die Straßen sind festlich geschmückt, Lichterketten leuchten – und überall sieht man Menschen, die an ihre Liebsten denken.
Ein oft übersehener Feiertag fällt genau in diese Zeit: der Tag der Weihnachtskarten am 9. Dezember. Vielleicht hast du schon mal eine Weihnachtskarte verschickt oder bekommen – aber weißt du, wie diese Tradition entstanden ist?
Heute nehmen wir dich mit auf eine kleine Reise durch Geschichte, Kultur und Entwicklung der Weihnachtskarten. Und ganz nebenbei lernst du auch Wörter zum Thema Weihnachten und Traditionen.
Man kann sich eigentlich gar nicht vorstellen, dass es sowas selbstverständliches wie Weihnachtskarten irgendwann nicht gab. Doch so war es. Die erste Weihnachtskarte wurde 1843 in England verschickt. Ein Mann namens Sir Henry Cole wollte seinen Freunden und Geschäftspartnern auf eine neue, kreative Weise frohe Weihnachten wünschen. Er ließ ein Bild malen, auf dem eine Familie feierte, und schrieb den Gruß darauf: „A Merry Christmas and a Happy New Year to You“. Die Idee verbreitete sich schnell in England und später in den USA, im 19. Jahrhundert. Die Karten waren damals teuer und kunstvoll, mit aufwendigen Drucken, Goldfolien und handbemalten Details. Mit der Erfindung der Fotografie und später des Offsetdrucks wurden Weihnachtskarten für fast jeden erschwinglich, und die Tradition verbreitete sich weltweit.
Mit der Zeit haben sich Weihnachtskarten auch kulturell und kommerziell entwickelt.
Im 20. Jahrhundert wurden Karten ein wichtiger Wirtschaftszweig – große Verlage und Künstler gestalteten Serien. Später kamen digitale Karten und Online-Versand hinzu, die umweltfreundlicher und schneller sind. Trotz allem hat die klassische Karte auf Papier nicht an Bedeutung verloren. Viele Menschen schätzen den persönlichen, handgeschriebenen Gruß, der zeigt: „Ich habe an dich gedacht“. Interessant ist auch, dass Weihnachtskarten ein Stück soziale Geschichte erzählen: Man kann sehen, wie sich Mode, Architektur, Technik und Familienbilder über Jahrzehnte verändert haben.
Sie sind also nicht nur Grüße, sondern kleine historische Dokumente.
Im 19. Jahrhundert waren viele Weihnachtskarten witzig oder satirisch, z. B. mit übertriebenen Szenen von Raufereien zwischen Kindern oder Haustieren, die heute als „zu krass“ oder „unangemessen“ gelten würden. Beispiel: Ein Kind, das am Weihnachtsbaum hängt, während die Eltern panisch reagieren – heute kaum noch zu sehen, weil Karten meist freundlicher und festlicher gestaltet werden. Manche Karten hatten starke politische Botschaften oder waren nur religiös orientiert, z. B. Karten, die die viktorianische Moral predigten oder direkt den sozialen Status der Empfänger kommentierten. Karten aus der viktorianischen Zeit zeigten auch oft übermäßig niedliche oder „überzuckerte“ Kinderbilder, oft mit Szenen, die heute etwas kitschig wirken. Heute sind Weihnachtskarten meist neutraler, freundlich und inklusiv, ohne Belehrungen. Weihnachtskarten erfüllen eigentlich zwei Aufgaben:
Grüße übermitteln – man zeigt Freunden und Familie, dass man an sie denkt.
Kulturelle Symbole zeigen – z. B. Weihnachtsbäume, Krippen, Schneelandschaften, Sterne, Rentiere oder religiöse Motive.
Früher wurden die Karten persönlich übergeben oder per Post verschickt. Heute gibt es viele Varianten: klassische Karten, Fotokarten, digitale E-Cards und sogar animierte Videos. Viele Familien haben die Tradition, jedes Jahr die Weihnachtskarten selbst zu basteln, zu schreiben oder liebevoll auszuwählen.
Es gibt durchaus Länder oder Regionen, in denen Weihnachtskarten kaum oder gar nicht verschickt werden. Das hängt meist mit kulturellen, religiösen oder klimatischen Unterschieden zusammen. In vielen muslimischen, hinduistischen oder buddhistischen Ländern, wie zum Beispiel Saudi-Arabien, Pakistan, Indien außerhalb christlicher Gemeinschaften, Nepal oder Indonesien auf den meisten Inseln, spielt Weihnachten keine große Rolle. Dort sind Weihnachtskarten für die meisten Menschen schlicht nicht relevant, weil das Fest kulturell nicht gefeiert wird.
In einigen Ländern mit anderen Jahresend-Traditionen sieht es ähnlich aus. In Japan wird Weihnachten eher kommerziell und dekorativ begangen, während das eigentliche Neujahrsfest (Nengajo) kulturell viel wichtiger ist. Deshalb verschicken die Menschen dort eher Neujahrskarten als klassische Weihnachtskarten. Auch in China spielt die Tradition kaum eine Rolle, denn das Frühlingsfest, also das chinesische Neujahr, ist das bedeutendere Fest zum Jahreswechsel. Und da gibt es keine Grußkarten, sondern rote Umschläge.
Darüber hinaus gibt es Regionen, in denen postalische Grüße generell weniger verbreitet sind, sei es wegen infrastruktureller Einschränkungen oder weil digitale Kommunikation den Austausch von Grüßen ersetzt hat. In solchen Gegenden ist die Tradition der Weihnachtskarten einfach nicht relevant.
Man kann also sagen: Weihnachtskarten sind stark kulturell geprägt und vor allem in christlich geprägten Ländern Europas und Nordamerikas von Bedeutung. In vielen anderen Teilen der Welt existiert die Tradition entweder kaum, wurde auf andere Feste übertragen oder wird inzwischen durch digitale Grüße ersetzt.
Der Tag der Weihnachtskarten am 9. Dezember erinnert uns daran, dass ein kleiner Gruß große Freude bringen kann.
Egal ob handgeschrieben, kreativ gebastelt oder digital verschickt – es ist die Botschaft, die zählt: „Ich denke an dich“.
Vielleicht nimmst du dir dieses Jahr ein paar Minuten Zeit, um eine Karte zu verschicken – oder einfach jemandem liebe Grüße zu schreiben.
So wird aus einer kleinen Geste eine Tradition voller Wärme und Freude.
Danke, dass du heute dabei warst!
Ich wünsche dir eine kreative und fröhliche Adventszeit – und bis zum nächsten Mal.
