#49 Das Croissant

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#49 Das Croissant
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Heute spreche ich über ein Thema, das mich ganz nervös macht. Und ich hoffe, dass wir nicht eine internationale Diskussion, oder noch schlimmer, einen Streit vom Zaun brechen. Es geht nämlich…um das Croissant.
Während die meisten von uns es als französische Spezialität kennen, hat das Croissant seinen Ursprung nämlich in Österreich unter dem Namen “Kipferl”. Und es gibt eine Geschichte zu seiner Entstehung, die schon fast an einen Hollywood Film erinnert: Seine Ursprünge gehen auf das Jahr 1683 zurück. Damals wurde die österreichische Stadt Wien von den Osmanen belagert. Das Eindringen in die Stadt war gar nicht so einfach. Um der langwierigen und kostspieligen Operation ein Ende zu setzen, beschloss der Großwesir, in die Stadt einzufallen und unterirdische Tunnel unter ihren Fundamenten zu graben. Ein Großwesir ist übrigens der oberste, nur dem Sultan unterstellter Amtsträger des Osmanischen Reiches, der die Regierungsgeschäfte führt.
Der Weg des Tunnels schlängelte sich jedoch gefährlich nahe an eine Bäckerei heran, woraufhin die Arbeiter die verdächtigen Geräusche bei Nacht hörten. Zunächst waren sie neugierig, dann aber besorgt und alarmierten die Wiener Wache, die wiederum Alarm schlug. In ihren Plänen vereitelt, hoben die Türken die Belagerung auf und verließen den Stadtrand. Erfreut über diesen glücklichen Ausgang beschlossen die Wiener, dieses Ereignis mit einem neuen Gebäck zu feiern. Sie kreierten das Kipferl, das die Darstellung der Mondsichel auf der türkischen Fahne symbolisiert. Und die Tatsache, dass wir unser Croissant mit einer schönen heißen Tasse Kaffee genießen können, lässt sich auch auf dieses Ereignis zurückführen. Als die besiegten Truppen die Belagerung Wiens aufgaben, ließen sie große Mengen Kaffee zurück. Schnell richteten die Österreicher Kaffeehäuser ein. Von Wien aus verbreiteten sich diese über ganz Europa. Glaubt ihr diese Geschichte?

Doch wie ging die Reise des kleinen Gebäcks weiter?
Darüber scheiden sich die Geister. Geschichtsexperten streiten sich regelrecht, denn es gibt verschiedene Theorien. Eine davon besagt, Marie Antoinette führte das österreichische Gebäck zum ersten Mal in Frankreich ein, als sie in die königliche Familie einheiratete und sich das einfache Gebäck in der Halbmondform ihres Heimatlandes wünschte. Aus dem französischen Wort für Mondsichel – croissant de lune – wurde das Croissant.
Eine andere Theorie sagt, dass es ein traditionelles Klostergebäck ist und die Ziegenhörner, ein christliches Symbol, darstellen soll, und das schon 1000 nach unserer Zeitrechnung.
Es ist nicht besonders hilfreich, dass Historiker erst in einem Lexikon von 1863 zum ersten Mal eine Beschreibung und ein Bild des typischen Croissants gefunden haben. Somit sind sich viele gewiss, dass der Ursprung doch nicht so weit zurückliegen kann. Tja, was stimmt denn nun?

Wenn das Croissant nicht in Frankreich geboren wurde, so kann man trotzdem sagen, dass es dort wiedergeboren wurde. Die französischen Bäcker kreierten raffiniertere Versionen des Kipferls. In Frankreich hat sich das Croissant weiterentwickelt, beeinflusst durch den Küchenstil des Landes. Im Grunde ist es ein einfaches Frühstücksgebäck, das aus einem weichen Teig aus Mehl, Hefe, Butter, Milch und Salz hergestellt wird. Sie ersetzten den briocheartigen Teig des Kipferls durch Blätterteig mit viel guter Butter beziehungsweise Margarine zwischen den einzelnen Schichten. In Deutschland wird weniger Butter verwendet, der Geschmack ist also nicht sehr intensiv und wenn ihr Croissants im Supermarkt kauft, bleibt vom originalen Geschmack nicht viel übrig. Am 30. Januar wird jedes Jahr der Nationale Croissant-Tag gefeiert, wenn ihr also noch die Möglichkeit habt, rennt schnell zum Bäcker eures Vertrauens. Wenn ihr es wie die Franzosen und Französinnen machen wollt, esst eure Croissants pur oder mit Konfitüre. Aber Croissants mit Schokoladenfüllung sind wiederum kein Teil der französischen Frühstückskultur, sondern eher eine Adaption aus anderen Ländern. Diese kleine Teigware hat bereits einen sehr langen und aufregenden Weg hinter sich gebracht, um auf eurem Teller zu landen und es scheint seine Reise geht immer weiter.

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