Über kaum ein anderes Tier gibt es so viele Geschichten und Mythen als über die Schlange. Ein böses Tier. Hinterhältig. Gefährlich. Doch so simpel ist es natürlich nicht. Und deswegen bin ich froh, euch heute ein bisschen über die Schlange zu erzählen. Der Weltschlangentag, der jedes Jahr am 16. Juli stattfindet, soll das Bewusstsein für die über 3 500 Schlangenarten schärfen, die es weltweit gibt. Ja, das sind eine Menge Schlangen! Und wisst ihr was? Nicht alle von ihnen sind so furchterregend oder giftig, wie wir glauben. Den faszinierenden Reptilien wird oft nicht die Anerkennung zuteil, die sie verdienen, nur weil sie im Laufe der Jahre einen schlechten Ruf erworben haben. Ein Freund, der ein Verräter ist, wird zum Beispiel als „Schlange“ bezeichnet. Der Tag zielt darauf ab, die negative Wahrnehmung von Schlangen zu ändern und die Liebe zu allen Lebewesen zu fördern – auch zu denen, die wir vielleicht fürchten. Das englische Wort „snake“ stammt von dem altenglischen Wort „snaca“ ab. Man nimmt an, dass das Reptil von Landechsen abstammt, die vor etwa 174 bis 163 Millionen Jahren existierten. Tatsächlich lebte älteste fossile Schlange, vor etwa 167 Millionen Jahren in England. Doch schon bevor die Forscher die zahlreichen Schlangenarten entdeckten, wurde das Reptil in alten Mythologien erwähnt und war auch ein fester Bestandteil verschiedener Religionen. In der Bibel zum Beispiel nahm Satan die Gestalt einer Schlange an, die im Garten Eden existierte. Die Schlange war es auch, die Eva zum Verzehr des verbotenen Apfels veranlasste und sie in die Verbannung trieb. Ziemlich schwer, dieses Image loszuwerden, oder?
Der irischen Mythologie zufolge ging der Heilige Patrick im 5. Jahrhundert auf einen Berggipfel, wo er 40 Tage lang fastete. Während dieser Zeit wurde er von Schlangen angegriffen. Um sich zu schützen, schwenkte er seinen Stab und vertrieb alle Schlangen Irlands ins Meer. Aus diesem Grund gibt es in Irland auch heute noch keine Schlangen. In einer anderen Legende glauben die Chinesen, dass es einst einen weißen, weiblichen Schlangendämon gab, der unter Wasser hauste. Dem alten chinesischen Mythos zufolge nahm die Dämonin eine sterbliche Gestalt an, als sie sich in einen Menschen verliebte, und die beiden heirateten später und brachten einen Jungen zur Welt. Der Clou an der Geschichte ist, dass die Identität des Dämons von dem buddhistischen Mönch Fahai aufgedeckt wurde. Der Mönch sperrte den Schlangendämon daraufhin unter seiner Pagode am Seeufer ein. Folklore wie diese zeigt Schlangen oft in einem negativen Licht und kann dafür verantwortlich sein, dass sie als böse Wesen dargestellt werden. Und viele kennen natürlich auch die Medusa aus der griechischen Mythologie, die bösherzige Göttin, die mit ihren Schlangenhaaren tapfere Krieger in Stein verwandelt.
Doch zurück zu Heute: In Deutschland gibt es offiziell nur sieben Schlangenarten. Die giftigste davon ist die Kreuzotter, gefolgt von der Aspisviper. Aufgrund der geringen Giftmenge ist sie zum Glück nur selten tödlich und eine Gefahr für Kinder, Kranke und Ältere. Wisst ihr, wo die giftigste Schlange der Welt zu Hause ist? Nein, es ist nicht die Kobra. Es ist die Inland-Taipane, in Australien. 50-mal stärker als die Kobra. Ein Biss kann ausreichen um 100 – 200 Menschen zu töten.
Das bedeutet aber nicht, dass die Schlangen in Deutschland, und weltweit, keinerlei Gefahr ausgesetzt sind. Ihre Gefährdung beruht vor allem auf der Zerstörung und Zerschneidung ihrer Lebensräume; noch immer werden Schlangen und andere Kriechtiere erschlagen, nicht selten um aus ihrer Haut Luxusartikel herzustellen. Es ist allerdings in Deutschland gesetzlich verboten, Reptilien als streng geschützte Tiere selbst unwissentlich zu töten.
Nutzt also den Tag heute, um euch über Schlangen in eurer Umgebung zu informieren. Ich wette, dass ihr was Neues dabei lernen werdet. Viel Spaß!